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In den zurückliegenden Jahren waren in Deutschland Bodenschutzmatten aus PVC nahezu verschwunden. Und das aus gutem Grund. Warum diese Matten für die Umwelt und den Menschen auch aktuell immer noch schädlich sind, wird nachfolgend näher beschrieben.
Polyvinylchlorid, oder besser bekannt als PVC oder Vinyl, ist ein thermoplastischer Kunststoff und im Ausgangzustand äußerst spröde und hart. Unterschieden wird nach der Anwendung in PVC-weich und PVC-hart. Während Hart-PVC ohne Weichmacher produziert wird, ist Weich-PVC erst durch Zugabe von sogenannten Stabilisatoren und Weichmachern vom Material so flexibel, formbar und für technische Anwendungen geeignet. Und genau hier liegt auch das Problem.
Ganz einfach gesprochen ist PVC nämlich ein Umweltgift das von der Produktion, während seiner Nutzungsphase bis zu seiner letztendlichen Entsorgung eine Vielzahl ernsthafte Gesundheits- und Umweltprobleme verursacht. Bereits der Ausgangsstoff Vinylchlorid gilt als krebserregend und kann das Erbgut verändern.
Gesundheitsgefährdende Phthalate und Weichmacher
Noch viel wichtiger: das an sich spröde und harte PVC wird mit Additiven, in erster Linie Stabilisatoren, Weichmachern und weiteren Zusätzen an die verschiedensten Einsatzgebiete angepasst. Erst so ist PVC elastisch und für die Praxis verwendbar. Problematisch ist nur, dass viele Weichmacher, und die darin enthaltenen Phthalate, eine hormonelle Wirkung haben. Sie stehen u.a. im Verdacht, Unfruchtbarkeit hervorzurufen und können das Steuerungssystem des Körpers aus dem Takt bringen. Insbesondere Föten im Mutterleib und Kleinkinder reagieren sensibel auf diese Schadstoffe und können geschädigt werden. Störungen in frühester Kindheit können so gravierende Langzeitfolgen nach sich ziehen. Aus diesem Grund hat die EU- Kommission mittlerweile viele Phthalate in Babyartikeln und Spielzeug verboten.
Ausdünstungen
Doch damit hören die Probleme nicht auf, denn die Weichmacher sind nicht fest im Weich- PVC gebunden, sondern dünsten langsam, aber dauerhaft während der Nutzung aus. Weiterhin können sie auswaschen oder sich durch Abrieb im Raum verteilen. Damit tragen diese Schadstoffe erheblich zur Innenraumbelastung bei. Menschen nehmen diese dann über die Atmung, den direkten Hautkontakt oder den Mund auf – z. B. durch Verschlucken von Hausstaub. Da Staubpartikel die Weichmacher binden, werden diese in der Luft sogar über größere Strecken transportiert und gelangen an Orte, an denen keine Produkte mit Weichmachern hergestellt oder benutzt werden. Erst wenn ein PVC-Produkt porös geworden ist, kann man davon ausgehen, dass alle Weichmacher entwichen sind. Wird berücksichtigt, dass Menschen in Mitteleuropa ca. 80-90% ihrer Zeit in Innenräumen verbringen, wird klar, wie alarmierend die Eigenschaft der gefährlichen Ausdunstung für den menschlichen Organismus ist.
Recycling und Brand
Irgendwann muss jeder Kunststoff entsorgt werden. Optimal wäre ein umweltfreundliches Recycling und somit die erneute Verwendung. Aufgrund der Vielzahl der verwendeten Zusatzstoffe ist dies bei PVC jedoch nahezu nicht möglich, da es mit einem enormen Qualitätsverlust einhergeht. Brennt PVC, dann entstehen gesundheitsschädliche chlororganische Verbindungen und hochgiftige Dioxine. Dioxin ist für den Menschen Krebs erzeugend, es wirkt im menschlichen und tierischen Körper wie ein Hormon und ist selbst in sehr geringen Mengen generell gesundheitsschädlich. Prominentestes Beispiel, wie gefährlich brennendes PVC sein kann, war der Brand im Düsseldorfer Flughafen im Jahr 1996. Insgesamt starben 17 Menschen und 62 wurden verletzt, weil u.a. PVC- ummantelte Kabel verbrannten und so für einen extrem dichten Rauch sorgten. Auch bei der Müllverbrennung, wird PVC mit verbrannt. Und um die schädlichen Emissionen zu filtern, müssen sehr kostspielige Filteranlagen installiert werden.
Lange Zeit waren ca. 90% der eingesetzten Weichmacher Phthalate. Absolut dominierend war dabei die Verbindung DEHP. Mittlerweile sind DEHP und einige andere Phthalate, in Hinblick auf die bereits aufgeführten gefährlichen Eigenschaften, EU- weit verboten und als „besonders besorgniserregender Stoff“ (SVHC) unter der EU-Chemikalienverordnung REACH gelistet. Phthalatfreie Ersatzweichmacher, wie u.a. DINP, DEHT und DINCH, erscheinen nun auf dem Markt. Geworben wird zwar mit „phthalatfreiem PVC“, doch die Hauptprobleme sind geblieben: denn auch diese alternativen Weichmacher sind nicht fest in den Kunststoff eingebunden und werden in die Umwelt freigegeben. Unter Umständen lösen sich diese Stoffe noch leichter aus der PVC- Matrix und sorgen so für die beschriebenen Belastungen in der Umwelt, und noch extremer in geschlossenen Räumen, wie Büros oder Privathaushalten. Zudem sind diese toxilogisch längst nicht so untersucht, wie Phthalate. Untersuchungen ergaben sogar, dass die Weichmacher in Innenräumen und im Hausstaub in einer sehr viel höheren Konzentration nachgewiesen wurden und, dass Ersatzstoffe, wie DINCH, den körpereigenen Stoffwechsel beeinflussen können. Diese besorgniserregenden Erkenntnisse bedeuten, dass es bei der Werbung „phthalatfreien Bodenschutzmatten aus PVC“ um kein für den Menschen und die Umwelt freundliches Produkt handelt, sondern besondere Vorsicht geboten ist. Deshalb hat sich das Umweltbundesamt grundsätzlich dafür ausgesprochen, Kunststoffe zu verwenden, die auch ohne Zugabe von Weichmachern elastische Eigenschaften besitzen. Als Beispiel ist hier Polypropylen zu nennen.
Bereits vor der Jahrtausendwende arbeitete RS Office mit Hochdruck an einer absolut umweltfreundlichen Alternative und stellte die Produktion und den Vertrieb von PVC- Bodenschutzmatten ein. Stattdessen werden besonders gesundheits- und umweltfreundliche Materialien, wie PET oder Polypropylen, verwendet. Auch wenn die Bodenschutzmatten somit bereits vom Rohmaterial teurer sind, erhält der Endkunde dafür eine Bodenschutzmatte, die mit bestem Gewissen und ohne gefährliche Ausdünstungen viele Jahre in den Innenräumen liegen kann.